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„In Freiburg hatten sie Zeit für mich“

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8. April 2020

Auf Grund eines angeborenen Immundefektes war seine Kindheit geprägt von vielen Krankenhausaufenthalten und zahlreichen zehrenden Behandlungen, Therapien und Folgeerkrankungen. Mit der KMT begann für Moritz ein neues Leben. Seine „Lieblingsärztin“, wie Moritz sie nennt, wechselte im Jahr 2008 von Berlin nach Freiburg. Zu ihr hatte Familie Meyer großes Vertrauen und entschied sich deshalb dazu, Moritz Behandlung in Freiburg fortzusetzen. „Hier wendete sich dann endlich alles zum Guten“, erzählt uns Moritz. Er und seine Eltern hätten sich vom ersten Tag an gut aufgehoben gefühlt.

Anlässlich dieses besonderen Jubiläums haben wir mit Moritz und seiner Mutter Katharina über ihre Zeit in Freiburg gesprochen. Für seine Mutter und, über mehrere Monate sogar für Moritz selbst, war unser Elternhaus zu einem zweiten Zuhause geworden.

Förderverein: Welche Erinnerung war besonders einprägend für dich?

Moritz: Am schönsten, weil am unbeschwertesten, war meine Kindergartenzeit. Da ging es mir, trotz meines Immundefektes noch einigermaßen gut. Außerdem war es immer wunderschön, zu Hause zu sein, insbesondere nach langen Krankenhausaufenthalten.

Aber auch sehr schön war jeder Besuch in Freiburg und auch die lange Zeit während der Transplantation, in der wir auch viele neue Freunde kennenlernen durften.

Förderverein: Wurde sofort ein Knochenmarkspender gefunden?

Moritz: Ich hatte das Glück, dass es sogar zwei passende Spender gab. Leider sind damals beide kurz vor der OP abgesprungen. Rückblickend hat das aber wohl so sollen sein, denn der neue Spender, der dann recht zügig gefunden wurde, war noch passender als die anderen.

Förderverein: Wie haben Du und Deine Eltern das Elternhaus erlebt?

Moritz: Ich habe von Anfang an das Elternhaus wie ein familiäres Hotel empfunden. Während der Transplantation war es mein Zuhause, wo wir viele Freunde unter den Patienten und Eltern, aber auch den Ärzten, Schwestern, den Lehrern und dem Elternhaus-Team gefunden haben.

Katharina Meyer (Mutter): Das Elternhaus war für mich ein wunderbares, großes Geschenk. Ich brauchte mir in Freiburg nie Gedanken darüber zu machen, wo ich die Nacht verbringen sollte, wenn Moritz z.B. auf der Intensivstation war, wie ich mich versorgen sollte, mit wem ich auch nur kurz reden durfte, um meine Ängste und Sorgen loszuwerden. Das Elternhaus war für mich immer ein geschützter Raum, wo ich mein eigenes Reich hatte, wo eine Vielfalt an Angeboten täglich auf mich wartete, wo quasi jeder Wunsch und jede Frage, die ich hatte, schon erfüllt und beantwortet war, bevor ich sie überhaupt gestellt hatte. Kurzum, heute kann ich sagen: die Zeit in Freiburg während der Transplantation war die schönste Zeit meines Lebens! Ich konnte mich ganz auf die Dinge konzentrieren, die zu diesem Zeitpunkt wichtig für mich waren, durfte ganz nahe bei meinem Kind sein und stand nie alleine da, wenn es um Entscheidungen ging, die ich treffen musste. Es war immer jemand da, von den Ärzten, Pflegern, dem übrigen Personal, der Zeit für mich hatte. Besonders die finanziellen Hilfen sind zu erwähnen und auch die Möglichkeiten, noch heute im Elternhaus unterzukommen, wenn wir nach zehn Jahren wieder zum Jahrescheck bestellt sind.

Förderverein: Welche Angebote haben Euch geholfen?

Moritz: Mir fallen besonders noch die Kunstangebote, die kreativen Elternabende mit Basteln, Malen etc. ein. Es war ganz toll, einen Laptop zum Skypen im Zimmer zu haben, besonders die Wii, die auch die Ärzte und Pfleger und das andere Personal mit mir gespielt haben und die viele Zeit, die in Freiburg jeder für mich übrighatte.

Und dann gab es noch den herrenlosen Klinikkater Peterle, der immer hinter der Kantine auf seine Streicheleinheiten wartete.

Förderverein: Wofür bist Du /seid Ihr besonders dankbar?

Moritz: Ich bin besonders dankbar, dass ich nach all den Umwegen in Freiburg gelandet bin. Für die Ärzte, die immer auf Augenhöhe mit mir waren, die auch immer Zeit für mich hatten. Dass alle Wünsche respektiert wurden und nahezu alles ermöglicht wurde, was mir wichtig erschien.

Förderverein: Wie geht es Dir heute?

Moritz: Heute bin ich 21 Jahre alt.

Mir geht es gesundheitlich sehr gut, ich treibe viel Sport, habe nach dem Abi 2017 ein Sabbatjahr genossen und bin jetzt im zweiten Lehrjahr bei der Firma Spier Fahrzeugwerk als Azubi im Metallbau angestellt. Meine Freizeit kann ich nahezu ohne Einschränkungen genießen.

Förderverein: Wie ist die Idee mit der Tafel (siehe Foto) entstanden?

Moritz: Wir haben uns mit dem Einzug in das KMT-Zimmer zwei Tafeln angeschafft, die ich mit meiner 2 Jahre älteren Schwester Magdalena als Kommunikationsmittel genutzt habe. So war sie im Flur vor dem Zimmer und ich war hinter der Schleuse im KMT Zimmer. Dadurch, dass die Türen verglast waren, konnten wir uns gegenseitig sehen und miteinander schreiben. Wir fanden es eine gute Idee, täglich alles Wichtige auf die Tafel zu schreiben - auch die Stimmung - und auch dann davon täglich ein Foto zu machen, um sich das hinterher auch noch einmal anschauen zu können. Es war einfach ein hilfreiches Ritual.

Förderverein: Was ist Dir wichtig loszuwerden, in Bezug auf Corona?

Moritz: Mir ist sehr wichtig, dass man sich an die Maßnahmen hält, die Kontaktverbote einhält und keine unnötigen Risiken eingeht. Ich hoffe, dass nach dieser Krise die Wertschätzung für Freiheit, Luxus und nahezu unbegrenzte Möglichkeiten im Hinblick auf Reisen und anderen Aktivitäten und vor allem für zwischenmenschliche Nähe weiterhin bleiben und vielleicht sogar zunehmen wird.

Förderverein: Welche Nachricht /Tipps hast Du vielleicht für die aktuell betroffenen Familien und Patienten?

Moritz: Durchhalten! Es lohnt sich! Mit anderen Familien in Kontakt stehen, alles erfragen, was einem wichtig erscheint, natürlich auch bei den Ärzten. Die Angebote der Klinik und des Elternhauses z.B. auch Ausflüge, Gespräche etc. nutzen, um auf andere Gedanken zu kommen und auf diese Art und Weise, diese Zeit, wie zu Hause zu gestalten.

Förderverein: Lieber Moritz, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Dir und Deiner Familie weiterhin alles erdenklich Gute!

Freiburg, 08.04.2020