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„Aufgeben war nie eine Option!“

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30. Januar 2023
foederverein-krebskranke-kinder-phil-schleip-familie Phil Schleip mit seiner Familie bei einer Radtour
foederverein-krebskranke-kinder-phil-schleip-krankenhaus-2 Phil und seine Mutter Christina im Krankenhaus während der Therapiezeit
foederverein-krebskranke-kinder-phil-sportlich-aktiv Sportlich aktiv trotz seiner Erkrankung - Für Phil war Aufgeben nie eine Option!
Phil damals_heute Phil nutzte während der Therapiezeit einen Avatar des Förderverein, um weiterhin am Schulunterricht teilzunehmen. Heute geht es ihm wieder richtig gut.
Phil mit seiner Mutter_schnitt Glücklich, dass alles wieder gut ist : Phil und seine Mutter Christina vor ihrem Haus in Riegel.
Der kleine Phil in der Schule Phils Avatar auf seinem Platz im Klassenzimmer. Hier wurde er nur "Der kleine Phil" genannt.
Ipad zuhause_Tafel Schule Phils' Blick ins Klassenzimmer von seinem Tablet aus zu Hause.
   

Förderverein: Hallo Phil, toll zu sehen, dass es Dir heute so gut geht. Das war sicher kein einfaches Jahr für Dich. Wie hat eigentlich alles angefangen?

Phil: Mitten im Dezember vor einem Jahr habe ich einen Knoten am Hals gespürt. Die Kinderärztin hat dann einen Ultraschall gemacht und uns sofort weiter in die Uniklinik nach Freiburg geschickt. Dort wurde ich dann von drei weiteren Ärzten untersucht und meine Lunge wurde geröntgt. Dann war eigentlich schnell alles klar.

Christina Schleip: Wir dachten zunächst, das ist sicher die Schilddrüse oder vielleicht vom Krafttraining. Phil fährt viel Rennrad und ist sehr sportlich. Aber die Kinderärztin hat sofort gesehen, dass das nicht sein kann. Nach mehreren Blutuntersuchungen in der Klinik, wurde sofort ein Onkologe hinzugezogen. Abends um 19 Uhr am 30.12.2021 hatten wir dann die Krebsdiagnose.

Phil: Für mich war das komisch, weil ich eigentlich total fit war. Ich wurde dann auch nicht notfallmäßig aufgenommen, sondern bin erstmal wieder nach Hause, aufs Mountainbike gestiegen und hoch zum Eichbergturm in Emmendingen gefahren. Es hat eine Weile gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich jetzt wirklich Krebs habe.

Christina Schleip: Am 3. Januar gings dann weiter mit der Diagnostik und kurz drauf hat auch schon die erste Chemo angefangen. Insgesamt 4 Chemo-Blöcke musste Phil durchstehen, den letzten im Mai.

Phil: Immer während der Chemo-Blöcke war ich dann 5 Tage stationär in der Kinderklinik. Dort saß ich dann meistens auf dem Hometrainer und hab meine 15 Kilometer runtergeradelt, während die Chemo reinlief. *lacht*.

Förderverein: Wow, dann hast Du die Therapie und all die Strapazen ja ganz schön gut weggesteckt. Konntest Du denn in der Zeit in die Schule gehen?

Phil: Nein, das ging leider nicht, wegen meines geschwächten Immunsystems. Das war natürlich nicht so cool. Man war das zwar irgendwie noch gewöhnt von den ganzen Corona-Lockdowns, aber diesmal wars irgendwie anders. Es waren ja alle da, nur ich eben nicht.

Christina Schleip: Phils Lehrerin Frau Priesner hat dann sofort reagiert und nach einer Möglichkeit gesucht, wie Phil weiterhin am Unterricht teilnehmen kann. Sie ist dann recht schnell auf das Avatar-Projekt des Fördervereins für krebskranke Kinder e.V. Freiburg gestoßen.

Verena Priesner: Ich habe einfach nur gedacht: Es muss doch irgendetwas geben für kranke Kinder. Das kann doch nicht sein, dass die von einer Sekunde auf die andere einfach rauskatapultiert werden aus ihrem Leben. Familie Schleip hat daraufhin den Förderverein kontaktiert und schon eine Woche später saß ein Avatar auf Phils Platz im Klassenzimmer und Phil zu Hause oder in der Klinik vor dem Tablet.

Phil: Ich war zur Übergabe von meinem Avatar noch einmal in der Schule und habe mich von meiner Klasse verabschiedet. Wir haben dann allen erklärt, wie das mit dem Teil funktioniert, haben alles angeschlossen und uns angeguckt, was z.B. passiert, wenn ich mich melde und etwas sagen will.

Frau Priesner: Am Anfang haben die Kinder den Avatar sogar immer mit auf den Schulhof transportiert. Überall haben sie dich mithin geschleift, weiß du noch Phil? *lacht*. Und er saß vor seinem Tablet und war bei allem live dabei.

Christina Schleip: Das war wirklich nett. Der Avatar hieß irgendwann nur noch „der kleine Phil“ und hatte Phils Halstuch an.

Förderverein: Frau Priesner, hatten Sie denn vorher schon Erfahrungen mit Kindern, die längere Zeit ausfallen? Gibt es an Ihrer Schule vielleicht ein Konzept, wie man mit solchen Fällen umgeht?

Verena Priesner: Nein, das war für mich das erste Mal, dass einer meiner Schüler wegen schwerer Krankheit ausfiel. Ich habe das einfach selbst in die Hand genommen. Man muss dazu sagen, dass Phil in der Abschlussklasse war und ihm die Prüfungen bevorstanden, als die Diagnose kam. Gemeinsam mit der Schulleitung haben wir dann organisiert, dass Phil die Klausuren unter meiner Aufsicht zu Hause schreiben konnte, zumal er sowieso nach der 9. Klasse direkt weitermachen wollte, um die mittlere Reife zu machen.

Förderverein: Du hättest ja auch einfach das Jahr wiederholen können. War das keine Option?

Phil: Auf keinen Fall. Das wollte ich nicht. Aufgeben war keine Option!

Christina Schleip: Beim Abschlussfest der 9. Klasse im Sommer hat Phil dann sogar ein Lob bekommen, weil er das Jahr mit einer 2.0 abgeschlossen hat.

Förderverein: Frau Priesner, was war denn aus Ihrer Sicht das Schwierigste für Sie in dieser Situation?

Verena Priesner: Eigentlich war es tatsächlich die rechtliche Situation. Es war anfangs etwas schwierig, da ich ja sozusagen in dienstlichem Auftrag unterwegs war, wenn ich bei Phil zuhause war, damit er die nötigen Leistungsnachweise erbringen konnte für seine Prüfungen. Bis wir die Versicherungssituation geklärt hatten und all die Formulare zusammen hatten, das war etwas kompliziert.

Christina Schleip: Wir hätten natürlich auch die Möglichkeit gehabt, dass Phil über die Klinikschule mit Material versorgt wird. Ihm hätte theoretisch 10 Stunden pro Woche eine Lehrkraft zugestanden. Aber sich auf jemand neues einlassen, das konnte und wollte Phil einfach nicht. Und dank Frau Priesners Einsatz und dem Avatar waren wir ja bestens versorgt.

Förderverein: Wie hat die Klasse auf Phils Krankheit reagiert?

Verena Priesner: Der Zusammenhalt der Klasse war enorm. Es war wirklich bewegend. Vor allem die Mädels waren anfangs sehr betroffen, da ist schon die ein oder andere Träne geflossen. Wir haben dann natürlich alle Fragen besprochen und auch zusammen Phils Röntgenbilder angesehen. Das, auf dem der Krebs deutlich zu erkennen ist und das nach der Therapie, als alles weg war. Das hat die Kinder schon sehr beeindruckt.

Christina Schleip: Es war echt toll zu sehen, wie alle an Phil gedacht haben. Es wurden Karten und Briefe geschrieben. Am witzigsten war das Plakat von berühmten Glatzköpfen. Phil war da dann auch mit drauf und sogar der Rektor der Schule hat mitgemacht. Die Unterstützung der ganzen Schule und auch vom Radsportverein war schon Wahnsinn. Als alles vorbei war gabs dann auch ein großes Welcome-Back-Fest mit der Klasse, mit Maske natürlich.

Förderverein: Phil, was hat Dich in der ganzen Zeit denn am meisten gestresst oder hat Dir Angst gemacht?

Phil: Meine erste Frage nach der Diagnose war: Muss ich jetzt sterben? Und erstmal habe ich gesagt: Eine Chemo mache ich nicht, da fallen mir die Haare aus. Die Sorgen waren dann aber schnell weg, als es los ging. Ätzend fand ich dann eigentlich nur noch die Krankenhausaufenthalte. Diese 5 Tage non-stopp am Tropf hängen und nicht raus dürfen, das hat echt genervt. Ich mache sonst immer so viel Sport und bin an der frischen Luft. Und dann die ganze Zeit dort drinnen sein…schrecklich. Dort ist alles so eng und klein. Immerhin hatte ich Glück mit den Zimmernachbarn. Die waren immer etwa in meinem Alter, so dass ich nicht früh das Licht ausmachen musste und so.

Christina Schleip: Einmal hat er während des Behandlungszeitraumes Fieber bekommen und wir mussten außer der Reihe in die Klinik fahren. Das war hart, da hat er wirklich getobt und es hat viel Überredung gekostet, ihn in die Klinik zu bekommen.

Förderverein: Was hat Dir denn geholfen, die Krankenhauszeit trotzdem gut zu überstehen?

Phil: Ich habe einfach versucht mich nicht hängen zu lassen. Und meine Mutter hat extrem darauf geachtet, dass ich auch im Krankenhaus einen geregelten Tagesablauf habe. Meistens hat meine Mutter sich Frühstück im Elternhaus des Fördervereins geholt, ist dann zu mir gekommen zum gemeinsamen Frühstück, dann habe ich mich auf den Hometrainer auf Station gesetzt, danach ein bisschen Schule usw.

Christina Schleip: Ich hatte das Gefühl, wenn er nur rumliegt, das tut ihm nicht gut. Phil ist einfach Sportler und ein Kämpfer. Diesen klaren Ablauf hat er gebraucht, um mental stark zu bleiben. Seine Radsportkollegen haben ihn da auch gut unterstützt. Die kamen ab und an einfach vorbei und haben ihn mitgenommen auf eine kleinere Tour, in seinem Tempo.

Phil: Im Krankenhaus habe ich auch eine Leidensgenossin kennengelernt. Wir waren oft gemeinsam für die Chemos in der Klinik und haben uns angefreundet. Meine Mutter hat sich auch mit ihrer Mutter gut verstanden. Mit denen haben wir auch jetzt noch regelmäßig Kontakt.

Christina Schleip: Nach dem zweiten Chemoblock hatten beide Kinder ein MRT zur Kontrolle. Bei beiden war auf den Bildern nichts mehr zu sehen. Da haben wir Mütter ein Freudentänzchen aufgeführt.

Die Avatare und das Medikids-Projekt sind nur eines von vielen Angeboten für betroffene Familien mit krebskranken Kindern. Mehr Infos zum Thema Avatare, Medikids und Sporttherapie finden Sie hier:

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